HiAZ vom 21. Februar 2003 Über BOSCH


Bosch-Einigung rettet 350 Arbeitsplätze

Keine betriebsbedingten Kündigungen
480 Stellen sollen sozialverträglich abgebaut werden
Großserie Lenkhilfen


(-dt) Senkung der Lohnkosten um sieben Prozent, aber kein Angriff auf den Tarifvertrag. Abbau von 480 Arbeitsplätzen, aber ohne betriebsbedingte Kündigungen. Rettung von 350 Stellen und neue Großserie für elektrische Lenkhilfen, dafür aber keine zeitliche Festlegung. Das sind die Eckpunkte des Bosch-Pakets, das gestern knapp 2000 Mitarbeitern in der Halle 39 und danach der Presse vorgestellt wurde.
Strahlende Gesichter gab es nicht. Auf keiner Seite. "Ich bin ganz schön fertig", sagte Henning Blum, Vorsitzender des Bosch-Betriebsrats, zu Beginn der Pressekonferenz. Da war die Betriebsversammlung gerade vorbei. Um 16.26 Uhr öffneten sich die Türen, "Boschler" verließen die Halle 39. Hinter ihnen lagen mehr als zwei Stunden angestrengter und anstrengender Reden. Werkleitung, vertreten durch die Geschäftsführer Dr. Jürgen Dambrowski und Dr.Egbert Hellwig, hatten ihre Sicht dargelegt, gekonnt gekontert von den Betriebsräten, deren Nachnamen wie zufällig alle mit einem "B" beginnen:
Henning Blum, Chef dies hiesigen Betriebsrats, samt Stellvertreter Gerhard Besser. Und wegen der Bedeutung des Pakets für den gesamten Bosch-Konzern war Walter Bauer aus Stuttgart dabei, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats und in dieser Funktion stellvertretender Vorsitzender des Bosch-Aufsichtsrats.

"Wir haben äußerst hart gerungen", begann Dambrowski, der Umgang sei aber immer fair gewesen. "Sieben Prozent Absenkung der Personalkosten", verkündete Dambrowski als aus seiner Sicht wichtigstes Ergebnis. Abgerechnet werde in mehreren Schritten. Der erste sei der eingerechnete Lohnanstieg um 2,6 Prozent zum 1. Juni, der zweite der noch zu verhandelnde zum 1. März 2004. Das sichere den Verbleib von 350 Arbeitsplätzen in Hildesheim. Die übrigen 480 Stellen würden sozialverträglich abgebaut.
"Wir haben das bei Beibehaltung der Wettbewerbsfähigkeit geschafft", sagte Dambrowski und machte zugleich klar, dass dies eine unverzichtbare Bedingung war.
Henning Blum gab zu, nach der Bekanntgabe Mitte November vergangenen Jahres, 830 Stellen nach Ungarn zu verlagern, habe es auch Ausrutscher gegeben. Schließlich aber sei dieser Kompromiss "ohne einen einzigen Streiktag" erzielt worden. "Ja, das ist ein Zeichen, wie man sowas machen kann", stimmte Dambrowski versöhnlich ein.
Bis 2005 sollen nun 480 Mitarbeiter sozialverträglich abgebaut werden. Abbau von Überstunden, Kurzarbeit,Anrechnungen auf wöchentliche Arbeitszeiten, alle Möglichkeiten, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, seien anzuwenden, so Bauer. In Hildesheim sei es um die Sanierung eines ganzen Geschäftsfeldes gegangen. Vor diesem Hintergrund könne sich das Ergebnis sehen lassen.
Egbert Hellwig erklärte, alternativ zum Starter würden in Hildesheim elektrische Lenkhilfen in Großserie gebaut. Derzeit würden die mit einem Investitionsvolumen von 25 Millionen Euro angeschafften Maschinen aufgestellt. Ab 2005 seien jährlich bis zu drei Millionen Stück geplant. Außerdem sollen in Hildesheim ab 2004 bis zu einer Million Gebläse-Module für die Motorenkühlung gebaut werden.
Walter Bauer bemühte sich, die Hildesheimer Bosch-Lösung als Insellösung zu sehen. Dieses Modell greife zwar nicht in tarifliche Regelungen ein. Einbußen bei bestehenden Vergütungen aber seien nicht zu vermeiden gewesen.